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2. Seite: Grand Canyon

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Flug durch den Grand Canyon
Ich werde zu einem Hubschrauber geführt. Gebückt, unter den sich noch drehenden Rotorblättern, stellen wir uns vor den Türen, die uns angewiesen wurden. Wir werden nach Gewicht auf die Sitze verteilt, die Türen werden geschlossen und der Rotor beginnt sich schneller zu drehen. Von der Decke hängen Kopfhörer herab, die wir uns jetzt aufsetzen. Mit einem kleinen Ruck heben wir ab. Es ist überhaupt nicht unangenehm, weniger wie eine Fahrstuhlfahrt, sondern eher wie eine Zugfahrt.
Schnell sind wir auf Höhe und schweben in Richtung Grand Canyon. Zuerst geht es über eine tischebene, baumbestandene Fläche. Aus den Kopfhörern erklingt klassische Musik, nur ab und zu unterbrochen von kurzen Erläuterungen des Piloten. Auch noch aus der Höhe, in der wir fliegen, ist der Canyon erst im allerletzten Moment zu erkennen. In einer Nebenschlucht fliegen wir an den roten Felsen die Steilwand hinab. Deutlich ist die Schichtung des Gesteins zu erkennen. Wohin ich auch schaue, überall bin ich von in allen Rottönen schimmernden Felswänden umgeben.
Einmal steigend, dann wieder sinkend, fliege ich durch eine phantastische Gegend, die nicht von dieser Welt scheint. Einmal sehe ich in der Ferne vor einer Felswand einen anderen Hubschrauber, was einen Eindruck von der Größe des Canyons gibt. An immer neuen Felsformationen, wie Kegeln, Spitzen und Wänden, fliege ich vorbei. Den Photoapparat habe ich schon einige Zeit im Schoß und gebe mich nur der Landschaft hin, untermalt von den Klängen aus den Kopfhörern. Wir sehen endlich den Colorado, ein kleines, silberglänzendes Rinnsal am Grunde der Schlucht. Gegen Ende des Fluges überfliegen wir das Dorf der Havasupai. Einige Häuser und Pferdekoppeln sind zu erkennen. Zum Schluß drehen wir noch eine Runde über die Havasu Wasserfälle. Der größte heißt Mooney Fall nach einem Weißen, der vor 70 Jahren in der Nähe zu Tode gekommen war. Doch schöner finde ich den indianischen Namen, der übersetzt lautet: "Mutter des lebenspendenden Wassers". Es besteht die Möglichkeit bei einem Tagesausflug mit dem Hubschrauber zum Dorf hinunterzufliegen und mit Pferden zum Wasserfall zu gelangen. Das ist aber zeitmäßig für mich nicht drin, aber man sollte sich ja auch etwas für die Zukunft aufheben. Viel zu kurz war die Zeit, als sich der Chopper wieder heimwärts dreht und nach wenigen Minuten wieder landet.
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Abflug mit dem Hubschrauber

Grand Canyon

Grand Canyon: der Colorado

Grand Canyon: Havasupai Dorf

Wanderung im Grand Canyon

Grand Canyon: Überblick

Der Bright Angel Trail wurde im vergangenen Jahrhundert zur Versorgung von Bergbaucamps gebaut. Heute ist er eine Touristenattraktion. Dieser Trail schmiegt sich in einer Breite von rund einem Meter an die Felswand an und führt in vielen Windungen hinab. Mit uns gehen hunderte Besucher den gleichen Weg, viele jedoch nur einige hundert Meter. Einige Schritte vom Anfang des Trails entfernt komme ich zu einer großen Tafel mit Entfernungsangaben und verschiedenen Warnhinweisen: den gleichen, die Bob uns gegeben hatte. Bis 'Indian Gardens', der Hälfte des Weges, sind es viereinhalb Meilen. Weiter zur 'Phantom Ranch' am Colorado noch einmal vier Meilen. Von 'Indian Garden' führt ein Weg rund drei Meilen zum 'Plateau Point', von dem aus man einen guten Ausblick in die Schluchtauf den Colorado hat. Dieser Weg ist zwar tischeben, es gibt aber keinen Schatten auf der Strecke.
Steil geht der Trail hinab, die Schuhe färben sich rot und nach wenigen Minuten bekomme ich ein leichtes Ziehen in den Waden. Frohen Mutes erwidern wir den Gruß der aufsteigenden Wanderer :'Hi!'. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Wörtchen sage, aber jeder Entgegenkommende murmelt, keucht oder ruft mit betont kräftiger Stimme 'Hi'.
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Grand Canyon: Weg

Relativ schnell erreichen wir die erste Wasserstelle, nach anderthalb Meilen oder 30 Minuten Gehzeit. Es handelt sich um eine offene Schutzhütte aus Stein, in der sich ein Nottelephon befindet. Dazu noch ein Wasserspender, wie die überall in den USA verbreiteten Trinkwasserbecken. Anderthalb Meilen, das sind 2,5 Kilometer, auf gerader Strecke ein Kinderspiel, doch auf diesem schmalen Pfad hinab in den Canyon eine Anstrengung. Top

Grand Canyon: Weg nach Indian Gardens

Weiter geht es nach kurzer Pause. Wir haben immer weniger Leute um uns herum, viele sind nur zum ersten Wasserstop gegangen und haben sich dann wieder auf den Rückweg gemacht. Sie merkten, daß es nicht einfach sein würde. Dafür begegnen uns immer mehr Leute mit großen Rucksäcken, die wahrscheinlich die Nacht im Canyon verbracht haben und nun auf dem Rückmarsch sind.
Der Weg ist sehr unübersichtlich. Ob ich nach oben oder unten schaue, es sind immer nur einige Dutzend Meter des Pfades zu überblicken. An einigen wenigen Stellen nur sind mehrere Windungen des Weges zu sehen.
Wir erreichen die zweite Wasserstelle, wieder ein offenes Steinhaus auf einem kleinen Plateau. Langsam überlege ich mir, wie ich den Rückweg schaffen soll. Aber da der Weg jetzt etwas übersichtlicher wird, kann ich vor mir die Bäume von Indian Garden weit vor mir sehen. Also marschieren wir weiter.
Nach insgesamt anderthalb Stunden erreichen wir diesen Rastplatz, der auch 'Half Way' genannt wird, da er sich in der Mitte des Abstieges befindet. Die Stelle ist nicht ohne Reiz. Bäume, ein kleiner, murmelnder Bach, Bänke und mehrere Blockhäuser, Trinkwasserbrunnen und sogar Toiletten.
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Grand Canyon: der Korkenzieher

Irgendwie stört es mich auf halbem Wege umzukehren, ich beschließe ich noch etwas weiterzugehen.
Der Weg führt immer weiter hinab, die Wände rücken zusammen. Sie bestehen aus vielfach gebrochenen Steinen, zwischen den Ritzen tummeln sich Eidechsen und Schlangen. Es ist still geworden, nur ab und zu begegne ich noch anderen Wanderern. Eine Zeitlang führt der Weg gerade mit nur leichtem Gefälle in Richtung Mitte des Grand Canyon, doch plötzlich kann ich vor mir die schlimmste Stelle des Abstieges überblicken: den 'curkscrew' . Dies ist eine Stelle an der sich der Pfad in vielfachen Windungen eine fast senkrechte Wand hinunterdreht. Auf dem Photo ist dies gar nicht so deutlich zu erkennen. Das Keuchen der aufsteigenden Wanderer hätte mich warnen müssen, doch ich mar-schiere unverdrossen weiter. Unten angekommen geht es wieder einige Zeit fast gerade in Richtung Mitte weiter. Neben einer kleinen Quelle erreiche ich das letzte 'waterhole' , doch aus der Leitung kommt kein Wasser. So gehe ich nach kurzer Rast weiter. Plötzlich öffnen sich die Felswände ein wenig, es taucht eine Felswand quer vor mir auf und an ihrem Fuß erscheint ein graublaues Band, der Colorado. Der Weg gabelt sich, der eine Pfad führt zur Phantom Ranch, der andere hinunter zum Fluß. Jetzt treffe ich auch Neville und Joe wieder, die sich schon auf dem Rückweg befinden. Ich balanciere über einige Felsbrocken, dann stehe ich am Ufer des Colorado, am Grunde des Grand Canyon.
Ich schaue mich um, doch von der gewaltigen Größe des Canyons ist hier unten nichts zu sehen. Durch das zerklüftete Gebiet bedingt, scheine ich mich nur auf dem grund einer kleinen Schlucht zu befinden. Es ist sehr ruhig hier unten. Kein Vogel ist zu hören, nur das Rauschen des Wassers ist warzunehmen. Sehen kann ich nur drei Leute am gesamten Ufer, und einmal fahren drei Schlauchboote den Fluß hinab. Doch zu lang darf ich die Pause nicht ausdehnen, denn ein gewaltiger Weg liegt noch vor mir.
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Grand Canyon: Colorado

Schon nach wenigen Metern des Anstiegs merke ich, auf was für eine Anstrengung ich mich eingelassen habe. So komme ich nach einiger Zeit wieder zum Korkenzieher, doch diesmal von unten. Bereits nach den ersten Metern beginne ich zu keuchen und verfluche jede Zigarette, die ich je geraucht habe. In jeder Windung setze ich mich auf einen Stein, oder lehne mich zumindest eine Weile an die Felswand um wieder zu Luft zu kommen. Höher und höher führt der Weg und ich verliere langsam den Mut. Die Überlegung kommt auf, warum ich mich so quäle. Die Angst kommt auf, ich werde es nicht schaffen wieder die Kante oder zumindestens Indian Garden zu erreichen. Die Verzweiflung wächst, ich würde alles dafür geben einen Hubschrauber zu chartern, falls die Möglichkeit bestünde. Aber dies geht nicht und so kämpfe ich mich weiter. Nach unzähligen Windungen geht es für eine Weile mit einer angenehmen Steigung relativ gut bergauf. Doch jetzt will der Körper nicht mehr mitmachen, ich suche mir eine bequeme Ecke und eine Pause von etwa zwanzig Minuten mache. In dieser Zeit trinke ich über dreiviertel Liter Wasser und esse etwas. Weiter geht es mit neuen Kräften und nach nur wenigen Schritten erscheint hinter einer Biegung eine Hinweistafel »Indian Gardens - 0.3 miles«. In wenigen Minuten erreiche ich den Rastplatz. Top
Dieser Weg zieht sich immer länger, ich gehe für etwa zehn Minuten, dann mache ich eine bestimmt ebenso lange Pause. Joe, der mit mir zusammen losmarschiert ist, wird von vier großen Blasen an den Füßen gehemmt, und so laufe ich vor und er holt mich bei meinen Pausen wieder ein. Dies wiederholt sich die nächsten Stunden vielmals. Die Sonne ist vom Himmel verschwunden, es hat sich leicht bewölkt und die Temoeraturen sind angenehmer geworden. Es ist jetzt aber auch schon später Nachmittag. Der obere Streckenabschnitt ist menschenleer, nur ab und zu werde ich überholt, oder seltener, überhole ich jemanden. Die, die jetzt noch unterwegs sind, wissen, was sie durchgemacht haben und was noch vor ihnen liegt. So sieht man sich gegenseitig nur mitleidig an und kämpft sich weiter. Der einzige Gedanke ist, die nächste Wasserstelle zu erreichen und damit wieder anderthalb Meilen geschafft zu haben. Man kann zwar nach oben blicken, doch die steile Felskante scheint keinen Meter näher zu rücken. Auch diesmal ist der Verlauf des Pfades nicht zu erkennen, so daß nicht auszumachen ist wieviel Weg noch vor einem liegt.
Rückweg
Erstes "Wasserloch". Noch drei Meilen liegen vor mir. Pause, dann aber weiter, denn die Zeit verrinnt. Auf dem Weg zur zweiten Wasserstelle treffe ich zwei Mädchen, eines humpelt, auf einen Ast gestützt. Die Zeit, die ich laufe, wird immer kürzer und die Pausen immer länger. An der zweiten Raststelle unterhalte ich mich mit den beiden. Es sind Deutsche, die eine ist wegen ihres schweren Rucksackes zweimal gestürzt und hat sich den Fuß umgeknickt. Aber keine Zeit für Mitleid, hier ist man allein, und als Joe eintrifft, marschiere ich weiter. Noch anderthalb Meilen. Trotz allem kommt die Kante langsam näher. Ich erkenne einige Stellen wieder, die ich zu Beginn der Tour gesehen habe. Die letzten Kraftreserven werden mobilisiert und es geht ohne Pause weiter. Joe hat einige Australier getroffen und unterhält sich mit ihnen. Endlich sind die Stützmauern des Startpunktes zu erkennen. Nur noch hundert Meter habe ich bis zum Plateau zurückzulegen. Ich treffe zwei ältere Frauen, Deutsche natürlich. Sie fragen mich, wie es war. Ihre Reisegruppe ist nur wenige Stunden hier, so sind die beiden den Trail nur einige Meter hinuntergegangen. Wir unterhalten uns einige Minuten, doch die Dämmerung, die schon vor geraumer Zeit begonnen hat, wird immer stärker. Ich verabschiede mich und nach wenigen Schritten erreiche ich die Südkante des Grand Canyon.
Seit Beginn meines Abstieges sind neuneinhalb Stunden vergangen, ich bin rund 30 Kilometer gelaufen und ich habe es geschafft. »I did hike the Grand Canyon« und dies können nicht viele der tausenden Besucher, die hier täglich sind, von sich behaupten.
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